Hermann Mohrdiek war schuld…
Der „lütte Butscher“ Hermann Mohrdieck aus der Gemeinde hatte sich damals vor rund 75 Jahren beim Toben auf dem Schulhof der Volksschule Kiebitzreihe verletzt. Wahrscheinlich wurden dem Bengel 1928 noch die Ohren langgezogen! Doch der Hauptlehrer Christian Scheller sah dies anders.
Aufgrund seiner Initiative erfolgte die Gründung des Sportvereins am 04. Juli 1928. Schlag- und Faustball waren Trumpf. Die Mädchen spielten später Völkerball. Der „Kiebitzreiher Sportverein“ K.S.V. hatte in Christian Scheller auch seinen ersten 1. Vorsitzenden. Als dieser dann auch noch freiwillig seinen Schrebergarten zur Verfügung stellte, war der Weg für die erste Handballmannschaft offen. Das Team spielte in der damaligen Gauliga (bestehend aus den Kreisen Steinburg, Pinneberg und Dithmarschen). In Eigenleistung wurde nun der Schrebergarten zum Sportplatz hergerichtet. Die Fähnchen wurden selbst angefertigt und schon vor 75 Jahren leuchteten die Farben Rot und Weiß an den Eckfahnen.
Am 1. November 1931 begrüßten die Kiebitzreiher den Nachbarn aus Glückstadt. Gegen den VfL Glückstadt 2 hatten die Gastgeber jedoch das Nachsehen und verloren am Ende mit 1:3 (0:2). Unter der Leitung von Flocken Itzehoe 89 setzte ein sehr lebhaftes Spiel ein. Der Kampf war ausgeglichen. Jedoch konnten sich die Stürmer der Gäste einmal durchsetzen und erzielten das 1:0. Hermann Mohrdieck hatte Pech und gab den Ball in den Torkreis ab. Ein „Dreizehnmeter“ der Glückstädter und es stand 2:0. Nach dem Wechsel mauerte der VfL und die Kiebitze verkürzten auf 2:1. Kurz vor dem Abpfiff erzielten die Gäste dann doch noch das 3:1 und holten sich zwei wichtige Punkte. Zur Mannschaft gehörten die Brüder Brettmann, Höger, die Brüder Mohrdiek, Beckmann, Siems, Tornquist, Ottens, Harms und Kock.
Trotz mancherlei Opposition der damals älteren Generation, denn der Sport in Kiebitzreihe steckte noch in den Kinderschuhen, setzte sich die Idee der Jugend durch und bald waren die Sportler aus unserem Dorf im weiten Umkreis bekannt. Mittelpunkt aber blieb immer die Schule. Durch eine jahrelange sehr gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Verein konnte sich der Sportverein Rot-Weiß Kiebitzreihe erst richtig entwickeln.
Sport- und Spielfest des Kiebitzreiher SV 9. August 1932
Auf dem von Mitgliedern des Kiebitzreiher Sportvereins gepflegten Sportplatz fand am gestrigen Sonntag das diesjährige Sportfest statt. Neben den beiden Schulen aus Siethwende und Kiebitzreihe beteiligten sich die Turnvereine der Gemeinden Siethwende, Horst, Herzhorn, Borsfleth, Neuendorf und Kiebitzreihe. Am Vormittag wurde von den Turnern ein Dreikampf (100-Meter-Lauf, Weitsprung und Schlagballweitwurf) ausgefochten. Die Leistungen waren grandios. Bester Läufer über die 100 Meter war Albert Thamling mit 12 Sekunden, bester Werfer war Ernst Offermann mit 95,30 Metern und am weitesten sprang Heinrich Brettmann mit 5 ½ Metern. Den Dreikampf der Oberstufe (Knaben) gewann Heinrich Harms vor Hermann Strüven. In der Oberstufe der Mädchen konnte sich Anni Hachmann gegen Käthe Schliemann durchsetzen.
1933 gab es dann auf politischen Druck einen ersten Führungswechsel im Verein. Lehrer Christian Scheller wurde nach Kollmar versetzt und Heinrich Ribcke übernahm das Amt des 1.Vorsitzenden und des Lehrers. Bis 1941 leitete er den Verein. Während der NS-Zeit wurde im Verein weiter Handball gespielt und in der Schule Schlag- und Raufball. Raufball war so eine Art Rugby. Bekannte Namen wie Hermann Ottens, Heinrich Kock und Hermann Mohrdiek waren weit über die Dorfgrenzen hinaus bekannt.
Der Krieg aber zwang den Verein in die Knie. Zu viele junge Männer wurden zu den Fahnen gerufen. Was übrig blieb, waren die Schulmannschaften, die nun mehr und mehr Fußball spielten. Nach Kriegsende kehrten leider viele der Sportler nicht mehr zurück. Der Verein stand kurz vor dem Aus! Erst 1946 waren wieder einige Männer bereit den Sportverein weiterzuführen. Mit Pferd und Wagen wurden die Mannschaften nun zu den Pflichtspielen gefahren.
Am 1. August 1950 wurde dann der Sportverein Rot-Weiß Kiebitzreihe ins Leben gerufen. Den Posten des 1. Vorsitzenden übernahm der damalige Lehrer an der Volksschule in Altenmoor, Karl-Heinz Rübcke. Zweiter Vorsitzender wurde Gastwirt Erich Loeben. Handball-Obmann wurde der Landwirt Reinhold Winter.
Der Anfang war sehr schwierig. Die Gemeindevertretung stand größtenteils in Opposition zum Verein, die Schule wollte sich aus den Machtspielchen heraushalten.Kurz vor der Anpachtung eines geeigneten Grundstücks zum Bau eines Sportplatzes lenkten die Gemeindevertreter ein und gaben die Fläche hinter der Schule für den Sportbetrieb frei. Dem Vorsitzenden Karl-Heinz Rübcke, Handballobmann Reinhold Winter, Kassenwart Paul-Heinrich Göttsche und dem Mannschaftsführer der ersten Herren-Handballmannschaft, Otto Schultz, ist dieser Durchbruch in erster Linie zu verdanken. Bereits im zweiten Jahr wurden zwei Herrenmannschaften und drei Jugendmannschaften gemeldet. Und schon damals zählte der Verein Rot-Weiß Kiebitzreihe zu den größten im Kreis Steinburg.